Schlaglicht Mutterliebe - KW22

 Hallo,

das heutige Schlaglicht steht -  mal wieder - ganz im Zeichen des III. Bandes 'All unsere Sünden', das aber wohl für eine Weile zum letzten Mal, denn: es ist fertig! In dieser Woche soll der Rückblick deshalb etwas weitergehend sein, als nur auf die letzten sieben Tage, und die Entstehungsgeschichte des Bandes insgesamt beleuchten. 

Zunächst, wie immer, zu den Zahlen, Daten, Fakten: Den letzten Punkt des letzten Satzes setzte ich bei genau 122.020 Wörtern. Die letzte 'Endspurtwoche' war mit 15.000 Worten die eindeutig produktivste, seitdem ich schreibe - hätte ich dieses Tempo konstant gehalten, wäre das Buch in acht statt in siebzehn Wochen fertig gewesen. Ansporn für dieses hohe Tempo war natürlich meine Ankündigung im letzten Schlaglicht, heute eine Fertigmeldung verkünden zu können, verbunden mit der Fehleinschätzung, die letzten 1,5 Kapitel plus Epilog würden nur noch ca. 5.000 Wörter einnehmen. Nun sind es also 122.020 geworden, 513 Seiten (Normseiten, inkl. Absätze und Seitenumbrüche), oder 643.074 Anschläge (ohne Leerzeichen) - toll so eine Statistikfunktion im Schreibprogramm :)

Ich habe wenig Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Autoren und kann daher nur sagen, dass ich insgesamt mit diesem Buch deutlich schneller gewesen bin - und dass sich diese Geschwindigkeit gerade zum Ende hin noch einmal extrem gesteigert hat. Den ersten 'Anschlag' des Buches habe ich am 31.01.2023 gemacht. Damals trug ich in das 'Schreibziel' (eine weitere, meiner Meinung nach extrem praktische Funktion meines Schreibprogramms) 100.000 Wörter ein, verbunden mit dem 30.06.2023 als Zieltermin. Das entsprach meiner bisherigen 'Pace', bei Gleichverteilung über die Tage (ohne Wochenenden) kam ich auf ca. 1.000 pro Tag, was aus meiner Sicht realistisch war.

Nun bin ich fast einen Monat früher fertig, bei gleichzeitig etwa 20% größerem Umfang. Ich kann nicht verhehlen, dass mich dass ein bisschen stolz macht. Mag sein, dass ich es zum Ende ein bisschen übertrieben habe. Insgesamt macht es für mich aber messbar, dass sich etwas in meinem Schreiben verändert und ich - zumindest - produktiver werde. Ob das, was ich schreibe, auch 'besser' ist, lässt sich logischerweise schlechter messen, dazu werde ich das Feedback der Testleser abwarten müssen.

Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Ja, es ist so. Der III. Band war deutlich komplexer, als bspw. der I. Während dieser noch sehr linear einfach beobachten konnte, was den Protagonisten so widerfährt, habe ich dieses Mal nicht nur viele lose Fäden der letzten beiden Bände aufgegriffen - ich hatte mir auch noch vorgenommen, die gleiche Geschichte über den gleichen Zeitraum aus drei Perspektiven hintereinander zu erzählen. Die Herausforderung dabei waren absehbar und kann ich im nachhinein auch bestätigen: Es ist nicht trivial, hinzubekommen, drei einzelne Geschichten zu schreiben, die trotzdem die gleichen Spannungsbögen halten, die immer wieder in den gleichen Zeitpunkten kulminieren und die nachträglich keine Inkonsistenzen erzeugen. Ganz ist mir das nicht gelungen, natürlich kamen immer wieder Momente, wo die zweite oder dritte Geschichte der ersten eine nachträgliche Änderung abverlangten. Ich habe mich dann immer entschieden, an der entsprechenden Stelle ein 'Post-it' zu hinterlassen und ansonsten erst einmal weiterzuschreiben. Das Vorgehen hat sich im Nachhinein bewährt: Ich habe jetzt, nach einem ersten schnellen Aufräumen, noch neun dieser Post-its im Buch verteilt, von denen ich insgesamt ein gutes Gefühl habe, sie in der ersten Überarbeitung mit einarbeiten zu können. Wäre ich jedes Mal direkt zurückgesprungen und hätte im alten Text 'rumgewühlt', hätte mich das sehr demotiviert.

Die erste der drei Sichten ist die der sog. 'Riss-ka', Halbwesen aus den in DSA bekannten Risso und Menschen, die es so eigentlich nicht gibt. Am Ende des Bandes wird man ihren Ursprung kennen und verstehen, warum es sie nur und ausgerechnet in Grangor gibt. Ich bin weiterhin sehr zufrieden mit diesem Abschnitt - ich hatte zu Beginn damit gehadert, ob ich ihn schreiben und insbesondere an den Anfang des Bandes setzen soll, wo doch der Leser hauptsächlich am Fortgang der eigentlichen Geschichte interessiert ist. Mag sein, dass es anderen anders geht und diese sagen: Warum muss jetzt 130 Seiten etwas über diese Wesen lesen, die doch augenscheinlich nichts mit der 'richtigen' Geschichte zu tun haben?  Ich denke weiterhin, das muss so sein, man muss einmal in die Welt dieses Volkes abtauchen, sonst berührt den Leser nicht, was am Ende des Buches passiert.

Die zweite Sicht gehört - endlich - Kassia und Deregon, den Hauptpersonen, nur manchmal unterstützt durch Kapitel aus dem Blickwinkel anderer 'guter' (oder 'nichtböser') Charaktere. Sie nimmt mit gut 200 Seiten den größten Teil des Bandes ein und so sollte es auch sein. Ihre Geschichte ist gut, sie dabei zu begleiten, auf ihrer unmöglichen Mission Schritt für Schritt den Geheimnissen ihrer finsteren Widersacher auf die Spur zu kommen, passt soweit. Gleichzeitig denke ich, dass dieser Abschnitt in einer finalen Überarbeitung die größten Nachbesserungen erfahren wird - ich bin mir Stand heute nicht sicher, ob die Spannung durch alle Kapitel trägt und alle Fäden konsistent verständlich zusammenlaufen. Das Gerüst ist in jedem Fall da und es 'hält' :)

Über den dritten Abschnitt habe ich die letzten Wochen bereits viel geschrieben. Als Fazit kann man zum einen sagen, dass er am deutlichsten von meiner ursprünglichen Vorstellung abgewichen ist - ich hatte gedacht, es werden maximal ~80 Seiten, am Ende waren es 130 - und zum anderen mit einer unglaublichen Geschwindigkeit aus meinen Fingern floss. Die 130 Seiten (plus Epilog) habe ich in nur drei Wochen runtergeschrieben, ohne dass ich heute das Gefühl habe, dass ich 'geschludert' hätte um fertig zu werden. Ziel dieses Abschnitts war es, die Lücken in der Geschichte zu schließen, indem ich sie aus Sicht derjenigen erzähle, die wirklich wissen, was abgeht (natürlich trotzdem ohne alles zu verraten). Von diesem Weg bin ich nur teilweise abgewichen, wenn mir der jeweilige Charakter so spannend erschien, dass er noch einige erläuternde Sätze drum herum verdiente - Letitia erwähnte ich in diesem Zusammenhang schon im letzten Schlaglicht. Ob es mir zudem gelungen ist, aus diesem Abschnitt eine runde Geschichte zu erzeugen, die nicht nur wie eine Aneinanderreihung von Einzelszenen wirkt, wird das erste Lesen zeigen. Zunächst einmal bin ich mit diesem Abschnitt ebenfalls sehr zufrieden.

Bleibt zum Schluss noch der Abschnitt zu erwähnen, der in meinen bisherigen Ausführungen zu Band III. den wenigsten Platz eingenommen hat: Prolog, erstes/zweites Zwischenspiel und Epilog bilden, ähnlich schon wie im II. Band, eine eigene Geschichte aus der Sicht insbesondere einer weiteren Person. Für diesen 'dreienhalbten' Abschnitt habe ich mich entschieden, die Mächtigen zu Wort kommen zu lassen. Es erschien mir richtig, dass es unter ihnen jemanden geben muss, der irgendwann einen Verdacht bekommt, dass da 'irendwas' passiert. Ich habe mich für Nahema entschieden, die 'graue Eminenz' von DSA, die nach meinem Verständnis irgendwo zwischen Gandalf und Elminster rangiert und immer mal wieder auftritt, wenn das Schicksal der Welt sich zu einer Seite neigt. Die Natur der Entwicklung macht sie zum perfekten Kandidaten - es geht um Zeit, Zeitmanipulation und immer wieder auch um 'Schwarze Augen', alles Themen, in denen sie zweifellos Expertin ist. Diese insgesamt vier Abschnitte aus ihrer Sicht zu erzählen, immer wieder im Austausch mit anderen mächtigen - zufälligerweise hauptsächlich weiblichen - Charakteren, hat ebenfalls unglaublich viel Spaß gemacht. Sie wird im IV. Band weiterhin eine tragende Rolle spielen, darauf freue ich mich bereits heute.

Das ist eine gute Überleitung zum Blick in die Zukunft: Der IV. Band 'Königreich' war vom Zeitpunkt der Planung des gesamten Zyklus und ist bis heute  in meinem Kopf der 'Schwierigste'. Nicht nur muss ich die bisher größte Zeitspanne erzählen, ohne dass es nennenswerte Abkürzungen gibt, zudem wird er glaube ich für alle sehr frustrierend werden - die Mächtigen werden, nachdem sie im III. Band endgültig aufmerksam gemacht wurden, die Kontrolle übernehmen. Und zwar in beiden Lagern, denn natürlich gibt es auch auf der 'bösen' Seite größere Player als einen Doran Harden oder eine Letitia (einen ersten Wink mit dem Zaunpfahl gibt es im Epilog des III. Bandes). Das ist einerseits plausibel, andererseits wird das unsere liebgewonnenen Helden in den Hintergrund drücken und kann somit für den Leser schnell langweilig werden - ganz abgesehen davon, dass es für Kassia und Deregon eine sehr schwierige Zeit wird. Durch dieses Tal müssen wir trotzdem einmal durch - in jedem Zyklus gibt es einen Band, von dem man hinterher sagt, das war der 'Schwächste'. Mit Ansage würde ich prognostizieren, dass es in meinem Zyklus der anstehende IV. werden wird. Sehr motivierend ist das nicht :)

Zunächst einmal will ich mir aber eine - wie ich meine - wohlverdiente Pause gönnen. In meiner heimlichen 'Bibel' ('Vom Leben und Schreiben', Stephen King) wird empfohlen, ein Buch in der ersten Fassung mindestens sechs Wochen liegen zu lassen und erst dann mit der Überarbeitung zu beginnen. Das habe ich vor - für diese Zeit habe ich mir zwei ambitionierte Ziele gesetzt, so dass ich nicht versucht bin, früher loszulegen, stattdessen könnten es sogar deutlich mehr als sechs Wochen werden. Zum Einen möchte ich die zweite Kurzgeschichte veröffentlichen - Lhelanians Geschichte. Diese ist im Grunde fertig (erste überarbeitete Version) und muss nur finalisiert werden - da sie nur 16.000 Wörter hat, sollte mir das auch recht zügig gelingen. Das zweite Ziel ist etwas größer: Meine Familie kann mit meinen bisherigen Büchern wenig anfangen und wünscht sich eine andere Geschichte - ein 'Kinderbuch'. Das, so habe ich mir vorgenommen, möchte ich gerne dazwischen einschieben. Es soll ca. 40.000 Wörter haben - soweit man das planen kann, bevor man das erste Wort geschrieben hat. Einen Arbeitstitel gibt es schon: Stoffherz. Er wird über den nächsten Schlaglichtern stehen. Wenn alles klappt wird mich das von 'All unsere Sünden' soweit lösen, dass ich mit offenem, neugierigen Blick das Buch in gut 50-60 Tagen oder Ende Juli wieder aufschlagen und beginnen kann, es zu lesen, als hätte es ein anderer geschrieben. Mal schauen, ob es mir dann immer noch so gut gefällt :)

Auf bald

-TOWTTS


P.S.: Das mehrfach erwähnte Schreibprogramm ist übrigens Papyrus Autor - wie man vielleicht erkennt, bin ich damit sehr zufrieden und bereue nicht, das Geld dafür investiert zu haben!

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